Das Wort Nur
Ein kleines Wort mit großer Wirkung: „nur“. Daniel Gregoire, Head of Engineering bei Shortcut, erklärt in einem LinkedIn-Post, warum er dieses Wort bewusst in der Arbeit meidet.
Hier möchte ich diese Perspektive auf alltägliche Lebenslagen erweitern, in denen „nur“ ebenfalls problematisch sein kann.
„Könntest du nur kurz…?“ – Vermeintlich kleine Aufgaben
Sätze mit „nur“ klingen harmlos, aber sie:
- Unterschätzen den Aufwand, den eine Aufgabe wirklich erfordert
- Erzeugen Zeitdruck und suggerieren, man dürfe keine Rückfragen stellen
- Zweifeln an der Fähigkeit, wenn die Aufgabe nicht sofort erledigt wird
Beispiele
Softwareentwicklung
„Können wir nicht einfach diese eine Codezeile ändern und dann veröffentlichen?”
Klingt simpel, kann aber große Auswirkungen haben: andere Programmteile überprüfen, Tests überarbeiten, unbeabsichtigte Fehler vermeiden, Veröffentlichung vorbereiten.
Design
„Kannst du das Poster einfach von A3 auf A2 vergrößern?”
Klingt nach einem simplen Druckauftrag, bedeutet aber: Layout neu anpassen, Auflösung prüfen, Druckdaten neu aufbereiten, ggf. Freigabeprozesse durchlaufen.
Gastronomie
„Können Sie nur kurz die Tische umstellen?”
Klingt nach einer schnellen Handbewegung, bedeutet aber: vorhandene Reservierungen prüfen, andere Gäste nicht stören, ggf. Tische neu decken.
Haushalt
„Kannst du nur mal eben einkaufen gehen?”
Klingt nach einem kurzen Weg, bedeutet aber: prüfen, was zu Hause noch vorhanden ist, überlegen, was wir in den nächsten Tagen kochen wollen, Einkaufsliste erstellen, Kühlware zügig verstauen.
Was hilft stattdessen
Statt „nur“ besser gezielte Fragen stellen, z. B.:
- „Welche Auswirkungen hat es, wenn wir diese Codezeile ändern?”
- „Was muss am Design überarbeitet werden, damit es auch im neuen Format funktioniert?”
- „Sind die anderen Tische schon reserviert und bereitet es ihnen Umstände?”
- „Was haben wir noch zu Hause und was brauchen wir für die nächsten Tage?”
Fazit
„Nur“ klingt klein – ist aber oft ein Zeichen dafür, dass der eigentliche Aufwand nicht verstanden oder anerkannt wird. Wer anderen respektvoll begegnen will, verzichtet darauf.