Ugo Arangino

Lesetipp: Volker Weber über KI und die Kunst des Denkens


Im Artikel „AI und die allmähliche Verfertigung der Gedanken“ nimmt Volker Weber Kleists berühmtes Zitat ernst: „Die Idee kommt beim Sprechen.“ Er zeigt, wie sehr unser Denken mit Sprache verknüpft ist – und was wir riskieren, wenn wir diese Denkarbeit an eine KI delegieren. Schreiben ist kein rein mechanischer Vorgang, sondern ein Erkenntnisprozess.

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Kommentare im Artikel

In den Kommentaren wird ein weiterer, thematisch passender Beitrag von Mike Kuketz verlinkt: „KI lässt uns Menschen das Denken verlernen – und wir halten es für Fortschritt“. Auch er warnt vor der schleichenden Auslagerung geistiger Prozesse an Maschinen.

Quarks zu „Sprachform prägt Denkform”

Unabhängig von Volker Webers Artikel bin ich auf ein thematisch passendes YouTube-Video von Quarks Dimension Ralph gestoßen. Es geht um die sogenannte Sapir-Whorf-Hypothese, die besagt, dass Sprache unser Denken und unsere Wahrnehmung der Welt maßgeblich beeinflusst.

Über Worte und Wertung

Passend zu diesem Thema möchte ich auch auf meinen eigenen Artikel Über Worte und Wertung verweisen.

Nachtrag

Das bedeutet natürlich nicht, dass wir auf KI-Tools wie ChatGPT oder Claude komplett verzichten müssen. Sie können durchaus wertvolle Werkzeuge sein – wenn wir sie bewusst und reflektiert einsetzen. Die eigentliche Frage ist: Wie gestalten wir unseren Schreib- und Denkprozess?

Wenn wir KI als reines Textgenerierungs-Tool nutzen, ohne selbst zu denken und zu formulieren, geben wir einen wichtigen Teil unseres Erkenntnisprozesses ab. Wenn wir sie aber als Gesprächspartner nutzen, der uns hilft, eigene Gedanken zu schärfen und zu strukturieren, kann sie den Denkprozess sogar bereichern.

Es geht also nicht um ein Entweder-Oder, sondern um die Frage, wie wir diese Werkzeuge in unseren Denk- und Schreibprozess integrieren, ohne uns von ihnen abhängig zu machen.

Exkurs: Rubber Duck Programming

Ein interessantes Phänomen in diesem Kontext ist das sogenannte Rubber Duck Programming1 aus der Softwareentwicklung. Oft kommt man als Entwickler auf eine Lösung, wenn man einem Kollegen um Hilfe bittet und ihm das Problem erklärt. Das sprechende Formulieren des Problems führt quasi von alleine zur Lösung.

Aus dieser Erfahrung ist das Konzept des Rubber Duck Programming entstanden: Softwareentwickler haben eine Quietschente auf dem Schreibtisch, der sie ihr Problem erklären können. Der Akt des Erklärens zwingt dazu, das Problem klar zu strukturieren und zu formulieren – und oft genug führt genau dieser Prozess zur Lösung.

Footnotes

  1. Rubber Duck Debugging