Ugo Arangino

Gefährliche Warnung


Am 12. Februar 2025 führte ein massiver Ausfall bei Netcologne zu großflächigen Störungen im Raum Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf … . Tausende Haushalte waren ohne Internet und Telefon , selbst der Notruf über das Festnetz war zeitweise nicht erreichbar und somit war auch der Notruf über das Festnetz betroffen. War die technische Störung schon problematisch genug, so offenbarten die Warnmeldungen und die Berichterstattung gravierende Schwächen in der Krisenkommunikation.

Unkritische Übernahme von Pressemeldungen

Die meisten Medien haben die offiziellen Meldungen von Netcologne und den Behörden unreflektiert übernommen, ohne tiefergehende Fragen zu stellen oder den Sachverhalt einzuordnen. So wurde beispielsweise die Warnmeldung “Warnung - Köln: Ausfall Notruf 112 und 110 - Köln” unkritisch verbreitet. Die Überschrift suggerierte, dass die Notrufnummern überhaupt nicht erreichbar seien - eine alarmierende Vorstellung, die im schlimmsten Fall dazu führen könnte, dass Menschen im Notfall gar nicht erst versuchen, Hilfe zu holen.

Erst bei genauerem Lesen der Meldung stellte sich heraus, dass die Notrufnummer sehr wohl erreichbar ist - allerdings nicht über das Festnetz von Netcologne. Betroffene sollten stattdessen Mobilfunkgeräte oder Festnetzanschlüsse anderer Anbieter nutzen. Diese wichtige Differenzierung ging jedoch in der allgemeinen Berichterstattung unter. Stattdessen wurde die Meldung unkritisch übernommen und weiterverbreitet, ohne den Sachverhalt richtig einzuordnen. Hier fehlt wohl das Verständnis, dass inzwischen Telefonie weitestgehend auch nur ein weiterer dienst im Internet ist, selbst das Festnetz.

Die Stadt Köln informiert über die weitere Entwicklung über Radio Köln. Stadt Köln und in den sozialen Netzwerken, sowie über das Gefahrentelefon unter 0800-221-0001. Wir melden, wenn der Notruf wieder erreichbar ist.

warnung.bund.de

Da wünscht man sich fast die alten Zeiten zurück, als es noch ein Festnetztelefon der Deutschen Post mit nur einer Leitung gab, die sowohl Daten als auch Strom übertrug, so dass man auch bei Stromausfall noch Hilfe rufen konnte.

Digitale Litfaßsäulen und die Macht der Überschrift

Zur Verwirrung trugen auch die digitalen Litfaßsäulen der Stadt Köln bei. Auch hier wurde knapp und alarmierend vor dem Ausfall der Notrufnummern gewarnt, ohne den Kontext zu liefern. In einer Zeit, in der viele Menschen Informationen nur noch überfliegen, führt dies zwangsläufig zu Missverständnissen. Die Überschrift prägt sich ein, der Rest wird oft ignoriert.

Dabei wäre es so einfach gewesen, klarer zu kommunizieren. Statt “Ausfall Notruf 112 und 110” hätte die Meldung beispielsweise lauten können: “Notruf über Netcologne-Festnetz derzeit nicht erreichbar - bitte mobile Geräte nutzen”. Damit wäre die Meldung präziser und weniger alarmierend gewesen.

Fazit: Die Gefahr des Informationsverlustes

Der Netcologne-Ausfall hat gezeigt, wie schnell wichtige Informationen in der heutigen Kommunikationslandschaft verloren gehen können. Ob in Warn-Apps, auf digitalen Litfaßsäulen oder in der Presse - oft wird nur an der Oberfläche gekratzt, statt präzise und differenziert zu informieren. Das ist nicht nur frustrierend, sondern kann im Ernstfall auch gefährlich werden.

Die Presse muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein: Sie ist mehr als ein Sprachrohr für Pressemitteilungen. Sie muss hinterfragen, einordnen und aufklären. Nur so kann sie ihre Daseinsberechtigung behalten und einen echten Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Denn eines ist klar: Wenn die Presse ihre kritische Funktion verliert, verliert sie auch ihre Relevanz. Und das können wir uns nicht leisten.

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