Über die italienische Capuccino-Kultur
In Italien ist die Cappuccino-Kultur nicht nur eine Tradition, sondern fast schon eine Glaubenssache, der ohne rationale Begründung, aber mit starker Überzeugung praktiziert wird. Ein ungeschriebenes Gesetz, ein Dogma besagt, dass der Cappuccino ausschließlich morgens, vor allem zum Frühstück oder kurz danach, getrunken wird - niemals aber zu anderen Hauptmahlzeiten. Diese Gewohnheit ist weniger logisch begründet als vielmehr Teil der italienischen Identität und Kultur.
In Italien, dem Land, in dem er am weitesten verbreitet ist, wird er traditionell am Morgen, zum Frühstück oder danach konsumiert, niemals während der Mahlzeiten.
— Wikipedia
So bestätigt auch die italienische Wikipedia-Seite zum Cappuccino, dass dieser traditionell am Vormittag getrunken wird, ein Verzehr während der Hauptmahlzeiten ist nicht üblich. Die Praxis, nach 11 Uhr vormittags keinen Cappuccino mehr zu bestellen, beruht auf der Vorstellung, dass der hohe Milchanteil im Cappuccino als zu schwer für den Magen gilt und eine Mahlzeit für sich darstellt. Italiener bevorzugen stattdessen oft einen Espresso. Diese Tradition wird mit Nachdruck verteidigt, so dass die Bestellung eines Cappuccino nach der gewohnten Zeit bei Italienern Verwunderung oder sogar Verärgerung hervorrufen kann.
Diese starre Tradition wirft Fragen auf, insbesondere im Vergleich zu anderen kulinarischen Gewohnheiten. Milchhaltige Desserts wie Panna Cotta oder Tiramisu sowie Gerichte mit Béchamelsauce wie Lasagne werden problemlos zu fast jeder Tageszeit verzehrt. Dies deutet darauf hin, dass die Einschränkung des Cappuccinos nach 11 Uhr weniger auf logischen Ernährungsprinzipien als auf einer tief verwurzelten Cargo-Klut Tradition beruht.
Zudem nimmt diese Regelung keine Rücksicht auf individuelle Lebensgewohnheiten und Tagesabläufe. Nicht jeder steht früh auf und frühstückt vor 11 Uhr. Die Starrheit dieser Regelung erscheint daher eher als Ausdruck von Identitätspolitik denn als praktische Notwendigkeit.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Cappuccino-Kultur in Italien zwar ein charakteristisches und charmantes Element der italienischen Lebensart ist, der strikten Einhaltung dieser Regeln jedoch die rationale Grundlage fehlt. Vielfalt und persönliche Vorlieben sollten auch ihren Platz haben, ohne dafür kritisiert zu werden.
So ist die italienische Cappuccino-Kultur eher ein quasi-religiöser und doktrinärer Cappuccino-Kult.